Nach meiner einjährigen Karenz wollte ich gerne noch ein weiteres Jahr zu Hause bleiben. Um dies zu ermöglichen und mich dennoch beruflich weiterbilden zu können, entschied ich mich dafür eine Bildungskarenz anzuschließen.
Ich arbeitete schon mehrere Jahre in einer Notariatskanzlei als Assistentin und habe auch vor, nach meiner Karenzzeit wieder in meinen alten Job zurückzukehren. Mein Arbeitgeber willigte in die Bildungskarenz ein, jedoch unter der Bedingung, dass es eine Weiterbildung sein müsste, die zu unserem Berufsfeld passt.
Diese war zuerst gar nicht so einfach zu finden, bis ich auf die Website der Wirtschaftsakademie Wien gestoßen bin. Den Lehrgang „Diplomierte/r Unternehmensrecht Experte/in“ fand ich äußert interessant, da alle darin enthaltenen Kurse im „Notariatsleben“ Verwendung finden.
Um mir den Start des Lehrganges zu erleichtern, habe ich mit dem Kurs „Unternehmensrecht“ begonnen. In unserer Kanzlei hatte ich bereits mit Gründungen, Firmenbuchänderungen und Liquidationen zu tun.
Von daher hatte ich die meisten Begriffe schon gehört und konnte endlich mein Wissen vertiefen. Während der Arbeit blieb oftmals wenig Zeit um sich umfassendes Hintergrundwissen anzueignen. Daher wurden manche Tätigkeiten erledigt, ohne den genauen Hintergrund zu wissen.
Angefangen hat dies bereits mit der elektronischen Anlegung eines Ordners für die jeweilige Firma. Ich sollte auswählen, ob wir nun für eine Personen- oder Kapitalgesellschaft Urkunden erstellen, damit die entsprechende Schablone passt. Jedoch hatte ich keinerlei Ahnung, was genau die Unterschiede von einer Kapitalgesellschaft und einer Personengesellschaft waren.
Weiter ging es mit der Frage: Wer ist den nun zeichnungsberechtigt? Warum zeichnet einmal der Geschäftsführer und das andere mal zeichnen alle Gesellschafter? Oder warum hieß es bei der nächsten Firma auf einmal Komplementär und wer war den schon wieder ein Kommanditist? Und was ist überhaupt eine Rechnungslegungspflicht?
Dies waren alles Fragen, die mich selber schon immer interessierten. Manche dieser Antworten konnte ich mir bereits während meiner Arbeit im Notariat erarbeiten, und manche blieben bisher unbeantwortet.
Ich startete mit Eifer und wurde nicht enttäuscht. Nach Kursabschluss kann ich für meine Arbeit im Notariat zukünftig unter anderem folgendes Wissen einbringen:
- Für die Führung des Firmenbuches, welches aus Hauptbuch und Urkundensammlung besteht, ist das jeweilige Landesgericht zuständig.
- Mir ist klar, warum offene Gesellschaften und Kommanditgesellschaften Personengesellschaften sind und warum eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung wiederum eine Kapitalgesellschaft ist.
- Weiters kann ich nun benennen, wer bei der jeweiligen Gesellschaft die Haftung trägt, wer mit seinem Privatvermögen haftet oder wem eine Rechtspersönlichkeit zukommt.
- Ich kenne den Unterschied zwischen Prokura und Handlungsvollmacht. Im Gegensatz zur Handlungsvollmacht, die alle Unternehmer erteilen dürfen und die nicht im Firmenbuch eingetragen wird, wird die Prokura sehr wohl im Firmenbuch eingetragen und darf nur von Unternehmern erteilt, die selbst im Firmenbuch stehen.
- Zeichnungsberechtigt bei einer GmbH ist der Geschäftsführer, welcher von den Gesellschaftern im Gesellschafterbeschluss bestimmt wird.
- Bei einer OG sind alle unbeschränkt haftenden Gesellschafter zeichnungsberechtigt.
- Bei einer Kommanditgesellschaft haftet der Komplementär unbeschränkt mit seinem gesamten Vermögen und ist zeichnungsberechtigt. Die Kommanditisten jedoch haften gegenüber den Gesellschaftsgläubigern nur beschränkt mit ihrer Hafteinlage und sind in der Regel nicht zeichnungsberechtigt.
- Die Rechnungslegungspflicht die für Kapitalgesellschaften oder für GmbH & Co KG’s (bei der keine natürliche Person unbeschränkt haftet) gilt aber für Einzelunternehmen und Personengesellschaften erst bei der Überschreitung gewisser Schwellenwerte die Rechnungslegungspflicht eintritt.
Dies war nur ein kleiner Auszug, was ich mir in dem Kurs Unternehmensrecht angeeignet habe. Schlussendlich möchte ich sagen, dass ich für meine Arbeit viel mitnehmen konnte und zukünftig effizienter arbeiten kann. Mit fundiertem Wissen arbeitet es sich doch gleich leichter.