Zugegeben, leicht war er ja noch nie, der Drahtseilakt zwischen Karriere, Kindern und Küche. Die Corona-Krise und die damit immer mal wieder mehr oder weniger geltenden Maßnahmen haben unsere liebevoll mit bunten Textmarkern und Stickern aufgehübschten Mama-Planer aber mal so richtig ad absurdum geführt. Auch wenn ein Großteil der akribisch getakteten Termine fein säuberlich durchgestrichen wird, werden die Aufgaben gefühlt nicht weniger. Doch was machen wir Frauen verkehrt, dass die Last noch zunimmt? Und was können wir ändern?
Gefangen im Bermudadreieck – Karriere, Kinder und Küche:
Betreffen tut sie uns ja alle. Diese eigenartige Zeit, in der Klopapier phasenweise Mangelware wird, die Menschheit sich gefühlt nur mehr von Nudeln und Bohnen ernährt und jeder sich so seine eigene Theorie zum Thema Covid-19 bastelt. Aber was ändert sich wirklich für die Männer? Die verlegen ihr Office halt nach Hause, verlangen nach Ruhe und Ungestörtheit und verkriechen sich gern mal den ganzen Tag im selbst ernannten Arbeitszimmer. Außer zu Mittag. Da wünschen sie zu essen. Am besten Selbstgekochtes. Spart Kosten und ist ja auch gesünder.
Verlassen sie dann den Arbeitsposten für diesen Tag, müssen sie oft mit einer Frau vorlieb nehmen, die völlig entnervt und gestresst nun ihrerseits zum Laptop hetzt, um noch rasch etwas dringendes zu erledigen. Die Kinder werden zwischen Tür und Angel übergeben und während der Computer gerade mal hochfährt und Frau einmal durchschnauft, fordert auch schon ein Dreikäsehoch quengelnd Einlass. Denkbar ungünstig – für alle.
Kein Wunder, dass Mama die Hutschnur hochgeht, denn es langt. Mit den Kindern lernen, basteln und spielen, den Haushalt wuppen, für die nötigen Lebensmittel sorgen und daraus noch etwas Schmackhaftes zu kochen ist in Summe ja schon eine immense Herausforderung. Kommt dann noch Arbeit, Selbstständigkeit oder eine Weiterbildung hinzu, kann sich das unterm Strich ohne Unterstützung oder Abstriche nicht ausgehen.
Bevor also alle Sicherungen durchbrennen und/oder der nächste Lock-Down kommt hier ein paar Anregungen:
Selbstverständnis – Hinterfragen Sie sich!
- Was sind Ihre Werte, was treibt Sie an?
- Was sind Ihre Lebensrollen? Priorisieren Sie diese und listen Sie auf, wieviel Zeit wofür benötigt wird. Hinterfragen Sie kritisch, was für Sie wirklich wichtig ist. Möglicherweise liegt Ihre Berufung einfach nicht hauptsächlich darin, einen Haushalt in Perfektion zu führen und täglich den Kochlöffel zu schwingen. Blöd, wenn Frau gerade damit die meiste Zeit verbringt.
- Schaffen Sie Verständnis für sich selbst. Sie müssen nicht immer alles zu 100% erledigen. Auch Supermamas dürfen ihre Kinder mal vor den Fernseher setzen. Auch die leidenschaftlichsten Köchinnen mal Fertigpizza servieren. Und Sie werden sich vielleicht wundern, wie lange man sein Badezimmer immer noch betreten kann, obwohl man seit Wochen keinen aufwändigen Großputz mehr veranstaltet hat.
- Beobachten Sie sich selbst, wie Sie an Dinge herangehen. Wird zu rasch „ja“ gesagt? Projekte mit blindem Aktionismus gestartet? Sich hysterisch in Kleinigkeiten verrannt, die im Nachhinein völlig sinnbefreit waren? Reflektieren Sie Ihr Verhalten – gerne auch mit einer Prise Humor.
Selbstmanagement – Nehmen Sie die Zügel in die Hand!
- Sie haben die Zügel Ihres Lebens in der Hand – seien Sie sich dessen bewusst. Nur Sie können Ihr Pferd in die gewünschte Richtung lenken. Und wo wir gerade bei dieser wunderbaren Metapher sind – Sie können auch immer nur ein Pferd reiten. Wer schon mal versucht hat, zwei Pferde auch nur gleichzeitig zu führen, weiß wovon hier die Rede ist. Gerne beißt dann nämlich das eine dem anderen in den Hintern. Stress hat dann nur der, der führt. Also daher der gute Rat: machen Sie nur eine Sache, die dafür bewusst und gut.
- Sagen Sie „Nein“. Fällt oft sehr schwer, weil viele immer noch denken, Dinge nicht zu tun wäre ein Zeichen von Schwäche. Auch ist die, die „Nein“ sagt gern mal die Buhfrau. Wer „Nein“ sagen aber konsequent übt, wird so seine Überraschungen erleben. Erstens hört man irgendwann auf, sich dafür zu rechtfertigen. Zweitens stellt man oft mit staunen fest, wie viel eigenständiger diejenigen werden, die das „nein“ von uns erhalten haben. Außerdem zeigt ein ehrlich und gut gemeintes „nein“ Grenzen auf – und die schaffen, wenn konsequent eingehalten, bekanntlich Ehrfurcht und Respekt. Auch wenn versuchsweise noch ein paarmal dagegen gerannt wird.
Deeskalierend kann es wirken, zusätzlich zum „nein“ Lösungsalternativen zu servieren. - Delegieren Sie – Auch der Mann kann mal fürs Mittagessen sorgen (und wenn es nur vom Würstelstand ist) oder den Staubsauger schwingen. Kinder schaffen oft ebenso schnell Ordnung ins vorher verursachte Chaos, wenn man es ihnen nur zutraut.
- Holen Sie sich Hilfe – Sie dürfen den Partner, die Nachbarn oder – mit Bedacht – die Großeltern um Hilfe bitten, wenn Sie an Ihre Grenzen stoßen. Benennen Sie konkret, was Sie wie lange brauchen. Das macht es für alle planbar und grundsätzlich helfen wir ja alle gerne – außer wir üben uns gerade im „Nein“ sagen. 😉
- Machen Sie sich mit Zeitmanagement – Methoden vertraut und wenden Sie sie auch an!
Wer glaubt, dass das Pareto-Prinzip Teil einer japanischen Kampfkunst ist und die Pomodoro-Technik ihre Hauptanwendung im Gemüsebeet findet, der sollte sich die gängigsten Zeitmanagement Methoden mal näher ansehen. Auf https://www.flowfinder.de/zeitmanagement-methoden etwa findet sich ein guter Überblick. Eignen sich nicht nur fürs business, sondern auch für den Alltagswahnsinn.
Selbstfürsorge – Achten Sie auf sich!
- Sie sind Ihre Nummer 1! Auch wenn wir Frauen das oft erst dann verstehen, wenn uns schon alles überfordert, rufen Sie sich das bitte immer wieder ins Gedächtnis.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich. Der Haushalt und alles andere wird höchstwahrscheinlich nachher auch noch da sein. Vielleicht hat sich wie von Zauberhand aber zum Beispiel bereits der Geschirrspüler ausgeräumt oder das Abendessen gerichtet.
- Ziehen Sie Experten hinzu – wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alles zu viel wird ist es wichtig, rechtzeitig gegenzusteuern und sich bei Lebens- und Sozialberatern, Psychologen oder Coaches Unterstützung zu holen.
Blogbeitrag gelesen? Kaffee getrunken? Prima, dann setzen Sie gleich die ersten Schritte – starten Sie beispielsweise mit einem Essensplan für die ganze Woche, oder erledigen Sie endlich einen aufgeschobenen Anruf. Oder sagen Sie bewusst „nein“ und genießen Sie Zeit für sich alleine oder mit Ihren Liebsten. So oder so, Sie entscheiden.