Papamonat und Väterkarenz – warum Unternehmen anfangen sollten umzudenken

Ein neues Leben entsteht, ein Baby kommt auf die Welt. Die Eltern sind überglücklich und voller Freude über das Wunder das sie nun in Händen halten dürfen. Ein neues Leben beginnt – für die ganze Familie. Was ist das für ein Menschlein, was für Bedürfnisse hat es, wie kann man es am besten beruhigen wenn es weint, wie gliedert man die neuen Aufgaben in den Alltag der Familie ein,…? All das und noch viele mehr, sind Fragen die Eltern in den ersten Wochen und Monaten mit einem neuen Baby meistern müssen. Eine schier unbewältigbare Aufgabe…und doch schafft man es irgendwie.

Die Rolle des Vaters

Jene oben beschriebene Situation ist für Mütter und Väter gleichermaßen eine enorme Herausforderung. Die Frau erholt sich meist noch von den körperlichen und seelischen Strapazen der Geburt und ist über jede Hilfe dankbar. Genau da ist es von Vorteil, wenn ein Mann zu Hause sein und unterstützen kann. Das Papamonat stellt dafür, rein theoretisch, die optimale Möglichkeit dar. Doch nicht alle Arbeitnehmer, auch wenn es gesetzlich zusteht, sind von Themen wie Papamonat oder Väterkarenz begeistert. Ein Mitarbeiter, der für eine gewisse Zeit ausfällt, muss ersetzt werden. Oder es müssen zumindest für den Zeitraum seine Aufgaben aufgeteilt werden. Dies stellt für viele Firmen nach wie vor scheinbar eine zu große Problematik dar und oft wird daher den Vätern diese tolle Chance verwehrt. Obwohl dies offiziell nicht erlaubt ist.

Ein kurzer Ausflug in die Praxis

Hier möchte ich kurz einen Einblick in unsere persönliche Situation geben, denn auch bei uns war dies der Fall. Als ich schwanger wurde, war mein Mann bei einem Unternehmen in der Metallbranche tätig. Er war grundsätzlich der Einzige mit diesem Aufgabenbereich, dennoch waren durchaus andere Mitarbeiter in der Lage diese Themen zu bearbeiten.

Schon vor der Verwirklichung unseres Kinderwunsches hat mein Mann immer gesagt, dass er gerne für 2 Monate in Karenz gehen würde. Sein Bruder hat das bei allen drei Kindern erfolgreich gemeistert und auch von Firmenseite aus war das bei ihm kein Problem. Daher haben wir uns auch nicht viel dabei gedacht. Als mein Mann das Thema jedoch mit seinem Chef besprochen hat, war die Reaktion sehr verhalten und die Aussage war „Naja das ist nicht so toll. Mal schauen ob wir das irgendwie 2 Monate hinkriegen.“.

Daraufhin haben wir uns Gedanken gemacht und schlussendlich hat die Vorsicht gewonnen und mein Mann hat darauf verzichtet. Man will ja nicht riskieren, dass der Job danach vielleicht nicht mehr sicher ist oder man gemobbt wird oder ähnliches. Er war jedenfalls sehr enttäuscht und ich war traurig, dass ihm diese einmalige Möglichkeit vermiest wurde. Auch das Papamonat wurde nicht gern gesehen und so hat er sich lediglich zwei Wochen bezahlten Urlaub ab der Geburt unseres Sohnes genommen. Das Tüpfelchen auf dem I war dann hierzu die Aussage des Seniorchefs: “ Warum nimmt sich denn er Urlaub, das Kind kriegt ja eh die Frau.“

Ist das noch zeitgemäß?

Wohl eher nicht. Das Rollenbild von Mann und Frau ist im Wandel, und das ist gut so! Aufgaben, welche klassisch dem einen Geschlecht zugeordnet waren, werden nunmehr von allen erledigt und die Grenzen verschwimmen. Männer helfen bei der Kindererziehung und im Haushalt und Frauen gehen arbeiten und bringen ebenso Geld nach Hause. Zumindest sollte es so sein. Und genau hier ist es die Aufgabe von Unternehmen, jene darin zu unterstützen, die dies gerne tun würden und ihnen nicht eventuell auch noch Steine in den Weg zu legen.

Warum die Firmen generell anfangen sollten umzudenken hat meiner Meinung nach folgenden gravierenden Grund: der Jobmarkt zeigt eindeutig, dass Bewerber nunmehr wählerischer sind und sich einen neuen Arbeitgeber sehr genau ansehen. Es sind nicht mehr nur Punkte wie das Gehalt und die Arbeitszeiten wichtig, sondern heutzutage werden immer mehr Benefits ausschlaggebend, welche die Work-Life-Balance fördern. Es ist durchaus denkbar, dass Bewerber in den Gesprächen auch explizit nach der Möglichkeit von Väterkarenz fragen und wie dies aktuell gehandhabt wird. Der Wandel am Arbeitsmarkt zeigt ebenso, dass Unternehmen eher die neuen Bewerber sind und um die zukünftigen Mitarbeiter buhlen müssen.

Liebe Firmen, Chefs, Personaler,…nehmt euch das zu Herzen, eure Mitarbeiter werden es euch danken, motivierter an die Arbeit gehen und euch wohl länger treu bleiben. Denkt nicht nur an den Umsatz oder den eventuell etwas anstrengenden Task der Aufgabenverteilung. Habt auch die Menschlichkeit im Blick. Meiner Meinung nach ist das der Weg den man als guter Chef gehen muss – eine Balance zwischen all diesen Dingen finden…fast schon wie bei einer Familie.

 

am 25.04.2023 von Anja Wieser, MA, Teilnehmerin Diplomierte*r Personalmanager*in erstellt