Mit Projektmanagement zum Ausmist-Erfolg

Sodala… Prüfung abgeschlossen, letzten Forumsbeitrag abgeschickt… und was nun? Theorie schön und gut, aber wie kann ich meine neuen Projektmanagement-Skills nun in die Praxis umsetzen? Meine Bildungskarenz hat ja gerade erst begonnen, bis ich wieder im Berufsleben stehe und an Projekten arbeiten kann, wird es noch einige Zeit dauern. Ich muss mir wohl zu Hause ein Projekt zulegen – ein Testprojekt sozusagen. Schließlich versprach der Kurs schon zu Beginn, mich mit dem nötigen Werkzeugkoffer auszustatten, um berufliche und private „(…) Projekte zum Erfolg zu führen.“ Ich muss auch gar nicht so lange überlegen, denn genauso tief wie mein Kleiderschrank ist auch die Schmach das große Ausmisten à la Marie Kondo vor 2 Jahren nicht zu Ende gebracht zu haben. Nach der Kategorie „Paper“ war die Luft raus und das Projekt: auf ein andermal vertagt! 

Wann, wenn nicht jetzt?!

Die Entscheidung stand also fest, das Projektziel und der Zeitrahmen waren schnell definiert – jetzt musste ich mich nur noch um ein Projektteam bemühen, einen Projektplan erstellen, tatsächlich Ausmisten und den Fortschritt laufend evaluieren.

Das perfekte Teammitglied für mein Projekt war auch schnell gefunden, denn glücklicherweise verfügt mein Partner über genau die Fähigkeiten und Kompetenzen, auf die es bei dieser Art von Projekt ankommt: Durchhaltevermögen und eine positive Einstellung dem Projekt gegenüber! Nicht einmal die Ankündigung von regelmäßigen (und ernstgemeinten) Teammeetings, Status-Updates und Projektpräsentationen konnte ihn abschrecken. Die Aussicht, nach Projektende seine Kastenhälfte endlich nur für sich und seine eigenen Kleidungsstücke zur Verfügung zu haben, war wohl der ausschlaggebende Grund für diese Entschlossenheit.

Projektplanung à la Marie Kondo

Beim Erstellen des Projektstrukturplans und der Festlegung der jeweiligen Arbeitspakete orientierten wir uns an der berühmt-berüchtigten – mancherorts gefürchteten – Methode von Marie Kondo. Ausgemistet wird laut der japanischen Bestseller-Autorin nicht nach Zimmern, sondern nach Kategorien. Zuerst werden alle Gegenstände der Kategorie „Clothing“ ausgemistet, dann „Books“, „Paper“, „Miscellaneous Items“ und „Sentimental Items“, die wiederum die absolute Königsdisziplin beim Ausmisten darstellen.

Beim Ablauf des Projekts hielten wir uns bis auf eine Ausnahme an die von Marie Kondo vorgegebene Reihenfolge. Die Kategorie „Paper“ wurde von uns bewusst vorgezogen, schließlich war diese beim letzten Ausmistversuch der Knackpunkt gewesen. Als eine Art Ausmist-Traumabewältigung und, um dem vermeintlich kritischsten Zeitpunkt im Projekt schon früh entgegenzuwirken, haben wir die Anfangseuphorie voll und ganz zur Bewältigung unserer Dokumente genutzt.

Im Zuge der Projektplanung haben wir uns natürlich auch mit potentiellen Risiken für unser Projekt auseinandergesetzt und Strategien entwickelt, um diesen im Ernstfall zu bewältigen. Beispielsweise wenn ein allgemeiner Motivationsverlust oder ein Gefühl der Überforderung beim Ausmisten der Lieblingsschuhe eintritt oder mittendrin gar die Sinnhaftigkeit des Projekts infrage gestellt wird.

Jetzt wird’s ernst

So idealistisch wir auch an das Projekt herangegangen sind, so realistisch hat sich unser Projektalltag entwickelt. (Zu hohe) Erwartungen mussten dann doch runtergeschraubt und die ein oder andere Deadline verschoben werden. Die Höhen und Tiefen des Projektmanagements haben sich nicht zuletzt im Bereich des „Konfliktmanagements“ gezeigt. Sämtliche Stufen der Teamentwicklung wurden zusammen durchgemacht (Stichwort: Stormingphase) und die Notwendigkeit, kontinuierlich an der Kommunikation im Team zu arbeiten, offensichtlich.

Ende gut, alles gut?

Während des Verfassens dieses Textes war das Projekt noch im vollen Gange, sprich mitten in der Implementierungsphase, wie es im Fachjargon heißt. Zurzeit werden Küchenutensilien KonMari-gerecht auf ihr „Begeisterungspotential“ geprüft und gegebenenfalls ausgemistet. Nach einigen Korrekturmaßnahmen unseres Projektplans, stehen die Zeichen mittlerweile ganz gut, dass unser Projekt diesmal auch wirklich (erfolgreich) abgeschlossen wird. Besagte und von mir nicht rechtmäßig in Beschlag genommene Kastenhälfte erfreut sich bereits an den Kleidungsstücken meines Partners. Selbstredend wurde das Erreichen dieses ersten Projektmeilensteines gebührend gefeiert, ganz wie es beim Projektmanagement vorgesehen ist.

am 18.05.2022 von Anonym erstellt