Wirft man einen Blick auf die Anfänge des Personalwesens, so lässt sich sehr schnell erkennen, welche enormen Entwicklungen und Fortschritte seit dieser Zeit stattgefunden haben. Gibt man in Google „Geschichte Personalwesen“ ein, so erfährt man, dass im späten 19. Jahrhundert (dem Höhepunkt der Industrialisierung) die ersten Personalabteilungen entstanden sind, die sich zunächst aber nur auf
„klassische“ Personalverwaltung konzentrierten. Mitarbeiterentwicklung, Mitarbeiterorientierung oder auch Mitarbeitergesundheit spielten da noch für längere Zeit keine Rolle.
Heute wissen wir, dass es nicht ausreicht, einfach nur Personalverwaltung zu betreiben, aktuelle Entscheidungen und Entwicklungen im Arbeitsrecht zu kennen und immer up-to-date zu sein, was die Situation am Arbeitsmarkt betrifft. Nicht nur, aber vor allem die vergangenen drei Jahre haben uns gezeigt, wie dynamisch sich die Arbeitswelt entwickeln kann.
Die Covid-19-Pandemie hat dazu geführt, dass Home Office entstigmatisiert wurde – es hat sich gezeigt, dass Mitarbeiter ihre Arbeit von zuhause aus ebenfalls gut machen können und es auch durchaus Vorteile für Unternehmen haben kann, wenn Mitarbeiter ihre Aufgaben remote erledigen können. Andererseits hat diese „neue“ Art zu arbeiten jedoch auch Nachteile mit sich gebracht: der fehlende Sozialkontakt mit den Kollegen im Büro ist zum Beispiel einer der am häufigsten genannten Gründe, die ich in meiner näheren Umgebung zu hören bekommen habe – hier hat sich auch für HR ein bisher unbekanntes Terrain im sowieso schon vorhandenen Spannungsverhältnis der Bedürfnisse und Wünsche von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufgetan.
Auch sonst haben neue Begriffe wie beispielsweise „Workation“ gezeigt, dass ein Umbruch in der Arbeitswelt im Gange ist. Die Verbindung zwischen Arbeit und Urlaub bringt nicht nur zwingend rechtliche Anpassungen mit sich, sondern bedeutet auch für HR, dass neue Herausforderungen zu meistern sind. Wann hört die Arbeit auf und wann beginnt der Urlaub, wann ist der Mitarbeiter erreichbar usw. – klar definierte Regeln gehören hier dazu.
Aber auch im Arbeitnehmergewinnungs- und auch Arbeitnehmerbindungsprozess hat sich nicht zuletzt auch dank Social Media in den letzten Jahren sehr viel getan. Recruiting via TikTok, Facebook und Instagram? Kein Problem! Im „War for Talents“ ein wichtiges Mittel um möglichst viele potentielle Bewerber zu erreichen. Wenn dann die Bewerbung auch noch userfreundlich 3 Klicks entfernt ist, umso besser! Die Funktionsweisen der verschiedenen Plattformen zu kennen und entsprechend anwenden zu können, bringt auch in diesem Bereich für HR neue Aufgaben mit sich und zeigt auf, welch wichtige Rolle HR in Unternehmen spielt.
Nicht zuletzt aber auch aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre, die sich durch die Zeit der Pandemie noch verstärkt zu haben scheinen, wird HR meiner Meinung nach auch in Zukunft gefragter sein denn je. In Zeiten, in denen es den Anschein hat, dass andere Meinungen als die eigenen nicht oder nur mehr sehr schwer akzeptiert werden können und dadurch auch Auswirkungen auf das Miteinander in der Arbeitswelt zu beobachten sind, wird auch hier ein Spannungsverhältnis der Mitarbeiter untereinander immer präsenter werden – abgesehen von der bereits bekannten Thematik „ältere Generation trifft auf jüngere Generation“. Aus einer aktuellen Studie eines großen österreichischen Radiosenders geht hervor, dass hier bereits teilweise große Klüfte zu beobachten sind, die sich konsequenterweise durch alle Bereiche des Lebens ziehen.
Zusammengefasst zeigt sich, dass HR in Unternehmen eine immer wichtigere Rolle einnehmen wird und in immer mehr Bereichen (auch außerhalb der klassischen Personalverwaltung und des Recruitings) ein unverzichtbarer Partner sein wird – nicht zuletzt auch auf der zwischenmenschlichen Ebene als Vorbild und Vermittler.