Der Zwiespalt zwischen Zielstrebigkeit und Prokrastination

Die zwei Schlagwörter Prokrastination und Zielstrebigkeit beschreiben mich perfekt. Wie das möglich ist? Ja, es ist sogar für mich selbst amüsant zu beobachten, dass ich in meinem Privatleben Aufgaben teilweise bis auf das äußerste Maximum herausschiebe. Im Job hingegen arbeite ich absolut strukturiert und zuverlässig.

Um meine Situation besser verstehen zu können, fehlen euch noch ein paar harte Fakten zu meiner Person. Ich bin Julia, 34 Jahre alt, Abteilungsleitung im Offline-Marketing in einer mittelgroßen Agentur, Mama und derzeit in einer einjährigen Bildungskarenz. Diese wertvolle Zeit möchte ich nutzen, um mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterzuentwickeln.

Projektmanagement – das Bedürfnis nach Optimierung im Job

Nach einem Jahr Elternkarenz habe ich nun wieder große Lust zu d e n k e n. Meine Gehirnzellen sehnen sich nach Input. Um sie wieder in Gang zu kriegen, habe ich mich für Projekt- und Zeitmanagement als ersten Kurs meiner Bildungskarenz entschieden. Zu diesem Themengebiet habe ich bereits einen Zugang. Daher habe ich mir hier den perfekten Einstieg in mein Weiterbildungsjahr versprochen und wurde nicht enttäuscht.

Meine berufliche Weiterentwicklung war der ausschlaggebende Grund für diese Kurswahl. Unsere Agentur hat 4 Abteilungen und zwei Chefs. In der Position der Teamleitung war ich einerseits natürlich für meine Abteilung verantwortlich. Andererseits habe ich aber auch mit den anderen Teamleitenden an abteilungsübergreifenden Projekten gearbeitet. Außerdem habe ich gemeinsam mit meinen Chefs an der Umstrukturierung der Agentur sowie an HR-Themen getüftelt.

Die Aufgaben der Projektleitung waren bis dato in vielen unserer Projekte nicht klar definiert und auf mehrere Personen aufgeteilt. Das hat die Projekt-Suppe häufig salziger gemacht, als sie verkauft werden konnte. In Zukunft wird hier eine neue Stelle geschaffen, die ich mit meinem Wiedereinstieg ausfüllen darf. Dieser Herausforderung fühle ich mich dank dieses Kurses, der die Projektleitung von Grund auf und Schritt für Schritt erläutert, nun wirklich gewachsen.

Im Arbeitsalltag hatten wir als gesamtes Team der Agentur viele Defizite. Vor allem in der Teamführung und bezüglich der einzelnen Verantwortungsbereiche gab es einen großen Nährboden für Unstimmigkeiten. Diesbezüglich waren die 5 Phasen der Teamentwicklung für mich sehr interessant. Ich habe uns als Agentur hier absolut wiedergefunden und bin ein Stück weg erleichtert zu wissen, dass die Storming-Phase einfach dazugehört.

Außerdem habe ich viel aus dem Nachrichtenforum mitgenommen. Anfangs hatte ich Hemmungen aktiv zu posten und habe die Beiträge und Diskussionen meiner Mitstudierenden zunächst nur gelesen und reflektiert. Bis ich mich dann getraut habe, mein erstes Thema zu eröffnen. Dieser Beitrag war allerdings zu lang und für die Gruppe nicht interessant, sodass hier kein weiterer Diskurs entstand. Also habe ich es erneut mit einem anderen Thema probiert und tolle Beiträge als Antworten erhalten. Davon nehme ich einiges mit zurück in die Agentur.

Zeitmanagement – warum nicht schon früher?

Was ich zu Beginn gar nicht erwartet habe, war die Auswirkung des Kurses auf meinen privaten Alltag. Wie einleitend angedeutet, vereine ich auf mysteriöse Weise zwei Persönlichkeiten in mir. In der Arbeit bin ich total strukturiert, team- UND zielorientiert. Privat bin ich total chaotisch. Der einleitende Teil des Kurses zum Zeitmanagement hat mir hier einen tollen Stupser in Richtung -> etwas mehr Struktur gegeben ;)

Ich schiebe Aufgaben unglaublich lang vor mir her, gehe nur ungern ans Telefon, lese E-Mails, beantworte sie aber nicht usw. Ich verrenne mich nur zu gern in Gedanken und gratuliere meinen Freunden häufig erst Tage später zum Geburtstag, weil ich davor nicht die richtigen Worte gefunden habe. Besonders seit wir eine kleine Familie sind, ist meine Prokrastination eine kleine Katastrophe.

Da das bei mir oft zu innerer Unruhe und einem gewissen Grundstress führt, war ich sofort motiviert, die Strategien des Kurses auszuprobieren. Ich wollte etwas ändern. Wir arbeiten nun vor allem mit Merklisten, Checklisten und Terminplänen. Dafür haben wir jetzt zwei Tafeln und Kreidestifte in der Küche. Eine als Merkliste und eine als Checkliste. Unsere Termine koordinieren wir jetzt digital in einem gemeinsamen Kalender. Jackpot: Es funktioniert!

Das perfekte Handwerkszeug für den Praxistest

Auf los geht’s los! … nicht ganz, da es bis zu meinem Wiedereinstieg noch 9 Monate hin ist. Allerdings fühle ich mich nach dem Kurs Projekt- und Zeitmanagement so motiviert, dass ich zumindest gleich einen Termin mit meinen Chefs vereinbart habe, um meine Erfahrungen ganz frisch zu teilen und ihnen ein wenig Ansporn für Veränderung in den Agenturalltag mitbringen möchte.

Ich werde jetzt für die kommenden 3 Monate in die Tiefen des strategischen Marketingmanagements abtauchen, worauf ich mich sehr freue. Anschließend stehen noch Online- und Social Media Marketing sowie die gute alte Buchhaltung auf dem Plan. So kann ich ohne jeden Zweifel behaupten, dass ich nach meiner Bildungskarenz privat um einiges strukturierter bin und beruflich auf jede Menge neue fachliche Kompetenz bauen kann. Auch wenn ich erst am Anfang dieser Erfahrung stehe, kann ich es euch nur wärmstens ans Herz legen.

am 08.03.2023 von Teilnehmerin Projekt- und Zeitmanagement erstellt